Fashion & Food

Die HLMW9 bietet ein abwechslungsreiches Ausbildungsangebot, einerseits Wirtschaft mit Fokus auf Kulturtourismus und Gastronomie, und andererseits Mode. „Wir sind die einzige Schule in Wien mit dieser Kombination“, hält Direktor Töglhofer fest. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als äußerst inspirierend.
„Manche meinen, Essen sei die schönste Nebensache der Welt – wir glauben, es ist die schönste Hauptsache der Welt“, ist auf der Website der HLMW9 zu lesen. Mit einer weiteren schönsten Hauptsache der Welt, der Mode, ergibt das geschichtsträchtige Schulgebäude mit seinen Mode-Werkstätten und Lehrküchen ein anregendes Umfeld für seine Schüler. Ein wichtiger Teil der Ausbildung an der HLW ist das Fach Küchen- und Restaurantmanagement. Und hier folgt man ganz dem Credo von Wolfgang Puck, der gesagt haben soll: „Kochen ist wie Malen oder Komponieren: Es gibt nur eine bestimmte Anzahl an Farben und Noten. Entscheidend ist, wie du sie miteinander verbindest.“ Hätte der Ausnahmekoch die HLMW9 vor Augen gehabt, hätte er durchaus auch einen Vergleich zur Mode ziehen können. Ob es sich um Haute Couture oder Haute Cuisine handelt: Kulinarik und Mode sind zentrale Bestandteile des Lebens, die nicht nur grundlegende Bedürfnisse befriedigen, sondern über Jahrhunderte hinweg auch kulturelle Identitäten ausdrücken. Redewendungen wie „Du bist, was du isst“ und „Kleider machen Leute“ bestätigen die enge Verbindung der ausdrucksstarken und gleichzeitig identitätsstiftenden Kulturbereiche.
So sind Ernährung und Bekleidung längst über ihren Status der körperlichen Notwendigkeiten hinausgewachsen und haben in unserer Wohlstandsgesellschaft einen darüber hinausgehenden Wert zuerkannt bekommen: Sie repräsentieren Lebensqualität und Lifestyle. Besonders in den sozialen Medien verschmelzen Food und Fashion in intensiver Weise, wenn Schnappschüsse von Outfits und Speisen sowie Koch- und Style-Tipps aufeinanderfolgen. Auf Plattformen wie Instagram zeigen Food und Fashion mehr Gemeinsamkeiten, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. In der Mode ist nicht selten von Geschmack die Rede, während die Kulinarik stets auch Trends unterliegt. Kurzum: Food und Fashion sind in gewisser Weise artverwandt. Sie appellieren nicht nur an unsere Sinne, sondern teilen auch Parallelen zu künstlerischen Gestaltungsprinzipien. Qualität, Materialien und Stoffe, das richtige Maß und die passenden (Pro-)Portionen, Kreativität und Design, Saisonalität, Verbrauchertrends und Handwerkskunst spielen dabei eine zentrale Rolle.
Innovationen und kreative Ansätze übertragen sich aus der Modebranche auf die kulinarische Welt und umgekehrt. So, wie avantgardistische Modedesigner Grenzen überschreiten und neue Trends setzen, wagen auch Spitzenköche kulinarische Experimente, die die Sinne herausfordern und traditionelle Konventionen infrage stellen. Wenn man in der Küche aktuell von übermäßigem Chichi abrückt und stattdessen das handwerkliche Können, die Authentizität der Lebensmittel, insbesondere lokaler Produkte betont, hat das auf den ersten Blick wenig mit Mode zu tun, wo scheinbar schnelllebige Trends und Überinszenierung dominieren. Sieht man aber genau hin, werden Parallelen deutlich: Die Modebranche forciert insbesondere in der Haute Couture eine Rückkehr zu handwerklichem Können und den kreativen Umgang mit Stoffen. Es geht sowohl in der Küche als auch im Atelier wieder mehr um Qualität und man konzentriert sich auf die einzelnen Materialien, Stoffe und Produkte. „Gesellschaftliche Trends spiegeln sich immer in beiden Bereichen wider“, bestätigt Johannes Töglhofer. „Aktuell ist das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Viele Labels versuchen aktuell Mode nachhaltig zu produzieren. Auch im kulinarischen Bereich spielt das Thema eine große Rolle.“
Kulinarik und Mode entwickeln sich nicht nur parallel zueinander, sondern ziehen einander in gewisser Weise an. Dies zeigt sich insbesondere, wenn Restaurants durch Dresscodes als modische Räume fungieren oder Fashion Shows mit kulinarischer Begleitung stattfinden. „Durch die Verbindung des Mode- und Wirtschaftszweigs gibt auch es in unserer Schule viele Synergien“, erzählt Töglhofer. Diese kommen vermehrt bei schulischen Veranstaltungen zum Ausdruck: „Wir waren Teil des Straßenfestes ‚Common Ground.Severingasse‘, wo die Modeschüler ihre Kreationen bei einer Modeschau präsentierten, während Schüler der HLW im Schulhof einen Pop-up-Heurigen organisierten. Neben gemeinsamen Veranstaltungen stehen gibt es auch verschiedene unverbindliche Übungen. HLW-Schüler können am Fach Laufsteg-Training teilnehmen, während für Modeschüler die Koch- und Backschule angeboten wird.“
Eine Symbiose aus kreativem Ausdruck und unkonventionellen Ansätzen schafft so in der HLMW9 nicht nur einzigartige Erlebnisse, sondern formt auch einen ästhetischen Raum, in dem Mode und Kulinarik sich gegenseitig inspirieren und eine avantgardistische Allianz eingehen.

Kontakt

Prof. Mag. Johannes Töglhofer

Direktor

Michelbeuerngasse 12
1090 Wien
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+43 1 405 04 16